(gemäß den "Leitlinien zu Diagnostik und Therapie von psychischen
Störungen im Kindes- und Jugendalter"
der Deutschen Gesellschaften für
Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie)
Anamnese und Differenzialdiagnostik:
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Liegen Leitsymptome von Aufmerksamkeitsstörungen (z.B. leichte
Ablenkbarkeit),
von Hyperaktivität (ständige Unruhe)
und von Impulsivität
(nicht Abwarten können, überschießend reagieren),
schon vor der Einschulung
(vor dem 7.Lebensjahr) vor?
Sind diese Störungen nicht nur vorübergehend,
sondern dauern mindestens 6 Monate an?
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Beeinträchtigen diese Störungen das Kind in seinem Sozialverhalten oder
in seiner schulischen Leistungsfähigkeit?
Wenn ja, wie ist das klinische
Bild?
Hinweise auf Ablenkbarkeit und Unruhe in der Untersuchungssituation?
Ausschluss organischer Störungen (z.B. Hyperthyreose, Hypoglykämie,
Medikamentennebenwirkungen, Epilepsie, neurotoxische Substanzen,
Psychose, tief greifende Entwicklungsstörungen).
Liegen depressive Störungen, Angststörungen, Intelligenzminderungen
oder psychosoziale
Faktoren als Mitursachen oder Begleitstörungen vor?
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Vor allem die Beurteilungsbögen für Eltern, Lehrer und Erzieher (z.B.
FBB-HKS) müssen eindeutig und einstimmig auf eine Einzelform oder
Mischform der ADHS hinweisen.
Zusatzdiagnostik:
a) Labordiagnostik:
z.B. Schilddrüsenwerte, Blutzucker, Blutbild und Leberwerte auch als
Basiswerte für medikamentöse
Mitbehandlung
b) Apparative Diagnostik:
möglichst EEG
c) Neuropsychologische Testdiagnostik:
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Intelligenztests
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Leistungstests, vor allem zum Ausschluss auditiver oder anderer
Wahrnehmungsstörungen
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Bei Lese-Rechtschreibschwächen oder anderen schulischen Entwicklungsstörungen
Lese- und/oder Rechtschreibtests oder andere schulische Leistungstests.
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tiefenpsychologische oder familiendynamische Tests zum Ausschluss
zusätzlicher familiärer oder
schulischer Konflikte
In jedem Falle multiaxiale Diagnostik unter Berücksichtigung komorbider
Störungen, wie Angststörungen, Depression, oppositionellem Problemverhalten.
Multimodaler Therapieplan:
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Aufklärung und Beratung des Kindes oder Jugendlichen, der Eltern,
der Lehrer und Erzieher
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Elterntraining oder Familientherapie
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Kognitive Therapie des Kindes oder Jugendlichen (z.B. THOP-Programm)
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Pharmakotherapie, Stimulantien
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optimale Titrierung der Medikation mit Hilfe von Verlaufsfragebögen,
z.B. Conners
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Frage der Compliance
Bei schlechter Compliance oder geringem Alter des Kindes sind evtl.
Langzeitpräparate (z.B. Ritalin SR®, Concerta®) angezeigt.
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Dokumentation von Behandlung und Berücksichtigung möglicher Nebenwirkungen
(Appetitlosigkeit, Schlafstörungen, Wachstumsstörungen, Tics)
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Therapie möglicher komorbider Störungen (z.B. Tourette-Syndrom,
Zwangssymptomatik, Depression, umschriebene Entwicklungsstörungen)
Hinweise für Kinderärzte, Allgemeinärzte oder andere Fachärzte:
Nur bei ca. 30% der betroffenen Kinder liegt eine isolierte ADHS vor.
Bei den anderen bestehen auch komorbide Störungen (belegt u.a. durch
MTA-Studie 1999).
Bei unklarer Symptomatik oder bei Vorliegen oder Verdacht auf komorbide
Störungen ist auf jeden Fall eine Überweisung zum Facharzt für Kinder-
und Jugendpsychiatrie
und- psychotherapie anzuraten.
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